Der Studio-Manager zwischen den Fronten

Der Studio-Manager zwischen den Fronten

Es sind bewegte Zeiten in unserer Branche und das betrifft nicht REACH! Nahezu alles ändert sich derzeit rasant: Der Wettbewerb explodiert, Tattoos und Piercings sind vom Underdog-Statement zum Lifestyle-Produkt geworden, Kunden wie Tätowierer/Piercer sind anspruchsvoller geworden und die Inflation trägt auch nicht grad zur Entspannung bei.

Immer mehr Artists machen „ihr Ding“ in Einzel-Ateliers oder Kollektiven, immer größere Studio-Ketten schleusen Duzende internationaler Artists durch ihre Säle, während die klassischen Studios (3-9 Arbeitsplätze, eine Filiale) kaum noch gute und verlässliche Tätowierer bzw. Piercer finden.

Studio-Inhaber und -Manager geraten dabei zunehmend zwischen die Fronten, da sie es jedem recht machen müssen:

  • Den anspruchsvollen Kunden
  • Den Artists, die nichts mit Papierkram, Organisation, Vorschriften, Steuer zu tun haben wollen
  • Den Behörden hinsichtlich all den gesetzlichen Auflagen (REACH, Hygiene, Dokumentation, Steuer, Betriebsprüfung, Zoll, … siehe unseren Beitrag „Studios haften für Artists„)

Dazu stehen sie stets im Wettbewerb mit all den anderen Ateliers, Kollektiven, Studios und Ketten, die, sagen wir mal, ihre rechtlichen Pflichten nicht immer ganz so ernst nehmen.

Einzel-Ateliers als Lösung?

Da ist man schon versucht, das Studio aufzugeben und nur noch „sein Ding“ zu machen. Doch dieses Modell kann nur sehr sehr wenige wirklich bis zur Rente tragen. Solange man noch jung und angesagt ist, ist alles rosarot. Doch wer von der jungen Generation (das sind die, die sich am meisten tätowieren lassen) kennt heute noch einen Philip Leu oder Klaus Fuhrmann?

Wer seine Jahre auf der Welle des Erfolges nicht ausnutzt, um etwas Langfristiges aufzubauen, wird es schwer haben, nach z.B. 10-15 Jahren umzusatteln. Man stelle sich nur einmal vor: All die Zeit nur „mein Ding“ und plötzlich wieder irgendeinen cholerischen Chef vor der Nase. Nicht wirklich, oder?

Und dann ist da ja auch noch die Gesundheit: Wie viele Tätowierer/Piercer schaffen das Pensum noch mit 50/55? Karpaltunnelsyndrom, Bandscheibenvorfall, Arthrose im LWS, Burnout, … das sind nur einige typische Krankheitsbilder in unserer Branche. Und mit 55 schon in Rente ist bei der aktuellen Inflation illusorisch.

„Sein Ding“ im Studio

Aber zurück zu den Studio-Inhaber und -Managern. Es muss nicht sein, dass man die Brocken hinwirft. Die Probleme lassen sich lösen:

  • Immer besserer Service für immer anspruchsvollere Kunden bieten.
  • Den Artists den Papierkram sowie Organisation und Vorschriften abnehmen (soweit es geht).
  • Die Auflagen der Behörden erfüllen (und sich selbst damit absichern).

Kurz: Das Studio kümmert sich um alles, außer das Tätowieren/Piercen, das machen die Artist und das machen sie gerne und (meist) gut.

Ist das zu schaffen?

Kurz: Ja. Allerdings muss man dazu bereit sein, Zeit in die eigene Weiterbildung und Umstellung gewohnter Abläufe zu investieren. Denn so, wie Studios noch vor 10 Jahren geführt wurden, ist das heute nicht mehr möglich. Artists sind kaum noch bereit, 50% ihres Umsatzes als Platzmiete abzugeben (zumindest nicht auf Dauer), Kunden sind es leid, wochenlang auf Antworten zu warten und die Strafen bei Verstößen gegen rechtliche Auflagen, wenn sie entdeckt werden, werden immer schmerzhafter. Studios müssen immer mehr leisten für immer weniger Geld. Es geht uns also mittlerweile so, wie vielen anderen Branchen auch.

Helfen können hier automatisierte Abläufe und ein gutes Workflow-Management. Klar, dazu benötigt man eine gute Software-Lösung und, wie schon gesagt, eine gehörige Portion Zeit, um sich einzuarbeiten und alles umzustellen. Ist die Umstellung jedoch gemacht, schafft man ein großes Stück Mehr-Service (für Kunden und Artists) mit deutlich weniger Aufwand als zuvor.

Stillstand ist Rückschritt, das einzig Beständige ist die Veränderung

Unsere Erfahrungen mit über 500 Studios zeigen, dass diejenigen die Nase vorn haben, die Dinge wie Online-Buchung, kurze Antwortzeiten, Terminerinnerungen, Follow-Ups etc. umgesetzt haben. Und wenn dies effizient geschieht, also mit einem hohen Maß an Automatisierung, ist man auch bei dem Thema Platzmiete wettbewerbsfähig und bleibt attraktiv für gute Artists.

Macht man alles, wie noch vor 10 Jahren, hinkt man diesen Studios hinterher. Will man es mit seiner Arbeit bis zur Rente schaffen, könnte es eng werden.

Ja, es ist immer schwer, gewohnte und funktionierende Abläufe zu verändern. Und Ja, es kommt dabei auch immer zu Problemen und, sagen wir, Reibungsverlusten. Aber wer sich selbst nicht mehr hinterfragt und ändert, wird alt im Kopf und auch alt in der Wahrnehmung von die Kunden.

Und Ja, das Ganze funktioniert nur, wenn das Studio-Management und die Artists Hand in Hand arbeiten. Wenn ein Artist selbst Termine macht oder verschiebt, muss der Shop-Manager darüber informiert sein, sonst funktioniert die komplette Kommunikation mit den Kunden nicht mehr. Das geht nur, wenn alle mit einem System arbeiten, konsequent und lückenlos.

Genauso, wie Insta und Procreate das Business verändert haben, wird dies durch professionelle Studio-Management-Systeme ebenfalls geschehen, und das betrifft Shop-Manager UND Artists.

Die Stimmung wahren und faule Äpfel aussortieren

Der Erfolg eures Studios hängt auch und insbesondere von der Stimmung in eurem Studio ab. Kunden spüren Desinteresse, Anspannung, Konflikte, Disharmonie, fühlen sich dann verständlicherweise nicht wohl und kommen nicht wieder, geschweige denn, dass sie euch weiterempfehlen.

Daher macht es Sinn und ist wichtig, den Artist so viel von den ungeliebten Dingen abzunehmen wie möglich. Bei den Dingen, die man ihnen nicht abnehmen kann wie Buchführung und Steuer empfehlen wir hingegen, sich als Studio komplett rauszuhalten, denn sonst ist der Streit vorprogrammiert. Feste Platzmieten für Residents sind hier eine Möglichkeit (siehe hierzu unseren Infoletter „Platzmiete mal anders“).

Ziel ist, dass jeder gerne ins Studio kommt, auch der Chef! Ist das nicht der Fall, sollte das Thema immer oberste Priorität haben. Denn es genügt, dass einer quer schießt. Lässt man ihn gewähren, fragen sich alle anderen, warum sie dann überhaupt noch ihre Termine dokumentieren oder Arbeitsplatz, Klo, Küche sauber halten sollen.

Unsere klare Empfehlung: Auch wenn man den Michelangelo der Nadel vor sich hat, macht er nicht mit, muss er gehen. Eure Zukunft hängt davon ab.

Euer
Der Studio-Manager zwischen den Fronten - kisscal.tattoo

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