„Selbständig“ setzt sich zusammen aus „selbst“ und „ständig“. Und so ergibt es sich, dass für selbständige jeder Tag Ausfall schmerzhaft ist: Es kommt nicht rein, aber alle Kosten (insb. Mieten) fallen trotzdem an. Eine längere Krankheit oder – Gott bewahre – einer dauerhaften Berufsunfähigkeit ist daher existenzbedrohend.
Und machen wir uns nichts vor: selbst die bestgemeinten solidar-Aktionen von Kollegen in so einem Fall helfen einem vielleicht ein, zwei Monate über die Runden, und dann?
Dieses Problem lösen die meisten von euch mit einem altbewährten Mittel: Verdrängung. Was zu verstehen ist, denn gute Versicherungen dagegen (Krankentagegeld oder Berufsunfähigkeitszusatz) sind teuer und zahlen oft im Schadensfall nicht (insb. die BUZ vieler privater Anbieter). Es gibt aber eine Alternative, an die viele gar nicht denken:
Als angestellter Tätowierer/Piercer habe ich automatisch eine Krankentagegeld-Versicherung ab dem ersten Tag: die Lohnfortzahlung. Und, meist unbekannt, die gesetzliche Rentenversicherung ist auch eine Berufsunfähigkeits-Versicherung (die auch tatsächlich zahlt). Aber deswegen von einem mageren Netto-Lohn leben müssen? Nun, auch dafür gibt es eine Lösung.
Selbst fest anstellen
Wir greifen unseren Ansatz aus der letzten Mail auf, sich einen Partner mit ins Studio zu holen und das Studio in eine GmbH umzuwandeln. Wenn man nun noch ein paar Prozente an verdiente Resident-Artists abgibt, um diese ans Studio zu binden, hat man selbst weniger als 50% der Gesellschafter-Anteile und kann sich von seiner eigenen GmbH anstellen lassen.
Geringes Gehalt, geringe Sozialabgaben
Nun zahlt man sich ein Gehalt, das die eigenen Lebenshaltungskosten deckt, mehr nicht. Entsprechend sinken plötzlich die KV-Beiträge (wenn man zuvor schon gesetzlich versichert war), da man ja weniger verdient. Auch die Arbeitslosenversicherung und Rentenversicherung bleiben von den Kosten her im Rahmen.
Eure Tattoo-/Piercing-Einnahmen bleiben bei euch
Im Gesellschafter-Vertrag vereinbart man nun eine sog. asynchrone Gewinnausschüttung, abhängig von dem, was jeder herein gewirtschaftet hat. So erhält man seine schwer verdienten Tattoo-/Piercing-Einnahmen als Gewinnausschüttungen, monatliche Vorabzahlungen sind möglich. Diese sind dann Kapitalerträge, zu denen keine Sozialabgaben anfallen (KV, RV, AV).
Gute Leistung für gutes Geld
Im Krankheitsfall erhält der Arbeitgeber, also die eigene GmbH, 70 % der Lohnkosten von der Krankenkasse zurück (anpassbar auf 75%) – was nahezu einer Krankentagegeldversicherung mit 80% entspricht.
Im Falle einer Berufsunfähigkeit erhält man eine entsprechende Berufsunfähigkeitsrente abhängig von den eigenen Beitragsjahren, wobei Ausbildung, Kindererziehung etc. mit angerechnet werden. Bei evtl. Streitigkeiten über einen solchen Versicherungsfall helfen einem zudem erfahrene und gut vernetzte Organisationen wie der VDK.
Und noch einiges mehr
Auch die Arbeitslosenversicherung kann mal interessant werden. Näheres hierzu kann euch sicher euer Steuerberater sagen. Und wenn ihr euch höher versichern wollt, erhöht ihr einfach euer Gehalt.